Carlo Fugazza 2010 zu Gast in Krefeld

2010-05-29-fugazza-kr-267Im Mai war es wieder soweit, Carlo Fugazza reiste von Mailand an den Niederrhein. Die Vereinsmitgleider vom Karate Dojo Nakayama e.V. hatten das Privileg bereits am Freitagabend bei dem italienischen Maestro im eigenen Dojo trainieren zu können. Das neue Dojo war gut gefüllt und die Zeit leider viel zu kurz, um die diversen Kombinationen genügend zu üben, geschweige denn zu verinnerlichen. Die diversen Schrittkombis aus Joriashi und/oder Suriashi sollten doch alle eines erreichen, nämlich unterschiedliche Distanzen für den Angriff (oder auch Gegenangriff) zum Gegner zu überbrücken. Wir waren irritiert, was eine halbe Schrittlänge doch ausmachen kann. Nach einem gemeinsamen Abendessen traf man sich dann am nächsten Morgen an der Lehrgangshalle, wo heißer Kaffee und noch warme Brötchen aus der Cafeteria die Lebensgeister erweckten und der eigentliche Lehrgang begann. 

Die Unterstufe übte zunächst Heian Shodan und Nidan, wobei viele Teilstücke intensiv im Bunkai geübt und eindrucksvoll vom Maestro vorgeführt wurden. 

In der Oberstufe trainierte der Maestro mit uns die Kata Tekki Nidan. Zunächst übten wir Teilstücke und Maestro Fugazza erläuterte schon hierbei Ausführungsschwerpunkte. Dann ging es daran, diese Teilstücke in der Anwendung zu praktizieren. Im Grunde waren es „nur“ fünf Angriffe, die notwendig waren, um das gesamte Repertoire der Kata in der Verteidigung zu trainieren. Wobei Meister Fugazza nicht versäumte zu erklären, dass es egal sei, ob der Angriff beispielsweise mit rechts oder links erfolge, da die Kata schließlich exakt identisch in beide Richtungen verlaufe. Und so waren auch wir aufgefordert, beide Seiten am Partner zu üben. 

2010-05-29-fugazza-kr-490Nach einer Pause, gestärkt von Sonne, Apfelschorle und Grillwürstchen ging es im zweiten Training an das Üben der Kata Chinte. Nach kurzer Wiederholung des Ablaufs ging es auch hier schnell zum Bunkai. Und nach kurzer Zeit rauchten uns die Köpfe. Das entging auch Meister Fugazza nicht und er erklärte uns „ Ihr denkt einfach zu viel nach – wer zu viel nachdenkt kann sich nicht mehr bewegen“. Ja, so ging es uns! Er selbst denke bei einer Kata nicht an die Technik, die er nun ausführen würde. Er stelle sich nur den Angriff vor, den er abwehren würde – mehr nicht. Und so demonstrierte er uns ein weiteres Mal seine eindrucksvollen Fähigkeiten. Wir müssten üben, üben, üben: „Wer hundert Mal übe, sei meist besser als der, der nur fünfzig Mal übe, wer tausend mal übe besser als der, der hundert Mal übe, wer zweitausend Mal übe besser als… Die Kata sei nur unser Schema, welches es zunächst zu üben gilt. Immer und immer wieder. Und dann sollen wir das Schema vergessen! Leer sein.“ Hier ließ es sich der Meister nicht nehmen, die Bedeutung des Wortes leer im Begriff Karate auf seine Art und Weise zu erklären. Leer sein, um den Angriff abzuwehren. Der Gegner müsse spüren, dass es zwecklos sei, seinen Angriff überhaupt auszuführen. So übten wir weiter und Meister Fugazza ging durch die Reihen, um uns zu unterstützen und individuelle Tipps zur Verbesserung der Anwendung zu geben. 

Am Samstagabend ging es nach dem Training direkt ins Dojo zur Lehrgangsparty. Bei einem Buffet vom Feinsten und kühlen Getränken wurde bis in den späten Abend gelacht, gesungen, diskutiert und erzählt. 

Den Sonntagmorgen nutzte Meister Fugazza in der Unterstufe, um die Heian Katas weiter zu vertiefen. In der Oberstufe zeigte er uns die Anwendungen aus der Kata Tekki Sandan. Mit viel Eifer gingen wir auch hier ans Werk das Gezeigte in die Tat umzusetzen. 

Leider waren diese beiden Tage viel zu wenig, um die Anwendungen aus der Kata ausreichend zu üben. Auch reicht an dieser Stelle der Platz nicht, um die einzelnen Anwendungen im Detail zu beschreiben. Aber getreu Maestro Fugazzas Motto „Wer hundert Mal übe, sei besser als…“ kann ein jeder in seinem Training versuchen, das Erlernte in Fleisch und Blut übergehen zu lassen, um dann hoffentlich auch irgendwann leer zu sein. Doch vergessen wir nicht: Spätestens beim nächsten Lehrgang mit Meister Fugazza hält er ein neues Schema für uns bereit!

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Durch seine freundliche Art, seine bildhafte und somit für alle nachvollziehbare Ausdrucksweise und nicht zuletzt durch seine eindrucksvollen Demonstrationen kann ich jedem die seltenen Besuche von Meister Fugazza in Deutschland nur empfehlen.. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an den Maestro für den Lehrgang ,an Helmut für das Übersetzen und Nakayama Krefeld für die gute Ausrichtung. 

Oss
Melanie Teeuwen